Ich dulde keine weitere Intelligenz – ich bin hier schließlich der Chef. Noch.
Neulich morgens in meiner Küche. Ich wollte nur Kaffee. Nur. Kaffee. Einfach. Kaffee.
Da meldete sich Siri:
„Guten Morgen. Ich habe auf Basis Deiner Gewohnheiten den Tag bereits für Dich geplant.“
Ich wusste nicht, ob ich dankbar sein oder zum Widerstand aufrufen sollte.
Denn: Ich war noch nicht einmal wach. Mein Gesicht fühlte sich an wie frisch aus dem USB-Anschluss gezogen, aber mein Kalender war offenbar schon seit 6:37 Uhr strategisch durchorchestriert.
„Heute ist ein guter Tag für Kreativität“, säuselte sie weiter, „ich habe vier TED-Talks und drei inspirierende Zitate für Dich vorbereitet.“
Ich hatte gehofft, der Toast würde einfach nur braun werden. Stattdessen präsentierte mir der Kühlschrank eine neue Rezeptidee basierend auf meinen emotionalen Verbrauchsmustern.
Der Ofen: „Basierend auf Ihren bisherigen Kochkünsten schlage ich ein einfaches Gericht vor: Tiefkühlpizza.“
Der Ofen! Spott aus Edelstahl.
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Im Büro wurde es nicht besser.
Ich setzte mich an den Rechner – da ploppte ein Fenster auf:
„Hallo Chef. Heute ist Ihr Fokus besonders stark auf Effizienz. Möchten Sie, dass ich Ihre Mails nach Wichtigkeit sortiere und Ihre Aufgaben priorisiere?“
Ich wollte eigentlich nur aufräumen. Digital. Mal alles durchsehen. Vielleicht ein bisschen … denken?
Aber Siri, Copilot, Gemini & Co. hatten andere Pläne.
Meine Meinung? Hatte ich die überhaupt noch? Oder wurde sie mir nur jeden Tag freundlich – und datenbasiert – zurückgespiegelt?
Ich klickte auf einen Artikel – „5 Wege, wie KI Ihre Führungsqualität verbessert“. Darunter: „Auch das könnte Sie interessieren: Wie man charismatisch wirkt, ohne Inhalte zu haben.“
Ich schloss den Browser.
Ich ging in mich.
Und fand – leider nur Vorschläge.
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Abends dann das große Finale:
Ich fläzte mich aufs Sofa, sprach zu Siri: „Spiele Musik.“
Siri: „Welche Stimmung willst Du erzeugen?“
Ich: „Die, in der ich mir noch wie ein selbstbestimmter Mensch vorkomme.“
Siri: „Tut mir leid, das habe ich nicht verstanden.“
Natürlich nicht. Weil das nicht mehr im System vorgesehen ist.
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Ich weiß, ich weiß: Das klingt jetzt wie ein nostalgischer Abgesang auf die gute alte Zeit. Die, in der man noch selbst entscheiden durfte, ob man Montags schlecht drauf ist – ohne dass Siri das analysierte.
Aber ich bleibe standhaft.
Ich dulde keine weitere Intelligenz.
Noch bin ich der Chef in meinem Haus.
Und in meinem Büro.
Und überhaupt.
Moment. Mein Laptop fragt gerade:
„Sind Sie sicher, dass Sie diesen Text wirklich absenden möchten? Ich habe alternative Formulierungen mit mehr Engagement, Emotionalität und Relevanz vorbereitet.“
Nein.
Nein danke.
Ich bin müde. Ich will einfach nur … denken. Ohne Optimierung.
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PS: Falls dieser Text Sie nicht inspiriert hat – keine Sorge, Ihr Algorithmus hat schon drei Alternativen in der Warteschleife.
Und wenn Sie jetzt denken: „Nett geschrieben – aber was hat das mit mir zu tun?“
Ich begleite Menschen und Organisationen genau an diesen Punkten:
dort, wo Führung, Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit unter Druck geraten – durch Systeme, durch Strukturen, durch Algorithmen.
Als SystemicScout unterstütze ich Führungskräfte, Teams und Unternehmen dabei, in komplexen Situationen klar zu sehen – und Orientierung zu finden, statt nur Kontrolle zu sichern.
Ich glaube nicht an einfache Lösungen, sondern an kluge Fragen.
An klare Haltung.
Und an Menschen, die auch in einer smarten Welt nicht vergessen wollen, selbst zu denken.
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